Geschichte des Spielgruppenvereins Fürstentum Liechtenstein

Chronik der Spielgruppen Schweiz – FL Bewegung

In der Schweiz gründeten engagierte Eltern 1970 erste Spielgruppen für ihre Kinder, der antiautoritäre Erziehungsstil war die Norm.

In der Anfangszeit waren die Spielgruppen umstritten, besonders kritisiert wurde die frühe Trennung von der Mutter. Ausserdem fürchteten die Kindergärtnerinnen um ihre Position.
Trotzdem war die Spielgruppenbewegung nicht aufzuhalten: 1975 fand an der Mütterschule Zürich die erste Ausbildung statt, und bereits 1978 erhielten die Spielgruppen vermehrt Unterstützung und Anerkennung durch private Personen, Institutionen und Stiftungen.

Gemäss einer Umfrage aus dem Jahr 1998 besuchen auf dem Land 80 – 100 % Prozent der Kinder im entsprechenden Alter eine Spielgruppe, in der Stadt sind es 50 – 80 %.

Vor gut 30 Jahren wurden die SPG in Liechtenstein durch gezielte Ausbildungsangebote der Erwachsenenbildung Haus Stein-Egerta angeboten, organisiert durch Frau Ingrid Gappisch. Nach kurzer Zeit schossen bereits die ersten Raumspielgruppen wie Pilze aus dem Erdboden. Immer wieder wurden Kurse im Fürstentum Liechtenstein angeboten wie auch in der nahen Umgebung der Schweiz und in Österreich. Der Andrang war gross. Eltern mit einem Kind sowie allein erziehende Mütter oder Väter hatten so die Möglichkeit, ihr Kind mit gleichaltrigen Kindern spielen und Erfahrungen mit anderen machen zu lassen. Vor allem zeigten auch Frauen grosses Interesse, welche Zeit reduziert eine Beschäftigung hatten und einen Ausgleich zu ihrer Tätigkeit als Haufrau und Mutter suchten. Viele ehemalige Kindergärtnerinnen haben diese Ausbildung zur Spielgruppenleiterin besucht und ihre Arbeit in den Spielgruppen fortgesetzt.

Die Eröffnung der SPG im Fürstentum Liechtenstein war anfänglich für die Spielgruppenleiterinnen sehr mühsam. Doch Wege sollten gebahnt werden und die Weichen für die Zukunft gestellt, zumindest für jede einzelne Spielgruppe. Mit den Gemeinden mussten Gespräche geführt werden, um Unterstützung mit evt. Mitteln und Räumen zu erhalten.

In den meisten Gemeinden werden die Räume heute kostenlos zur Verfügung gestellt und teils werden die Gruppen auch finanziell unterstützt. Spielutensilien und Rauminventar wurden damals mühsam aus privaten und öffentlichen Händen zusammengetragen, sodass schon bald die Spielgruppen starten konnten.

Bis zum Jahr 2003 wurden durch die Erwachsenenbildung Haus Stein-Egerta und der Einsatz von Frau Ingrid Gappisch Ausbildungen, Weiterbildungen und Zusammenkünfte rund um die SPG organisiert. Auch wurden kontinuierliche Treffen – abwechslungsweise in den einzelnen Gemeinden – durchgeführt. Frau Gappisch machte die Spielgruppenleiterinnen aufmerksam, dass sie in einigen Jahren pensioniert würde und die Spielgruppenleiterinnen dann auf sich selbst gestellt wären, um Treffen zu organisieren usw. Sie fand es als sinnvoll, wenn sich die Spielgruppenleiterinnen zusammen tun würden und sich formatieren. Leider passierte längere Zeit nichts in dieser Richtung.

Da die Spielgruppen keiner Organisation angehörten und auch nicht sich selbst organisierten, verloren sich die SpielgruppenleiterInnen des Landes immer mehr aus den Augen. Zu zögernd fanden auch die Treffen in den Gemeinden statt. Da auch mit der Pensionierung von Frau Gappisch keine Zeitungsinserate, wie z.B. bei der Jahresausschreibung, über Spielgruppen veröffentlicht wurden, war selbst der gemeinsame Auftritt nach aussen nicht mehr gewährleistet.

Im Jahr 2006 lud Frau Silke Gerner-Bernard, Spielgruppenleiterin in Eschen, alle Spielgruppenleiterinnen zu einem Treffen beim Waldplatz der Spielgruppe in Eschen in Verbindung mit einem Kurs „Schnitzen von Waldinstrumenten“ ein. Frau Gerner-Bernard machte eine kurze Umfrage bei den Anwesenden. Diese zeigte, dass die meisten einen gemeinsamen Auftritt wünschten, aber den Zeitaufwand für die Organisation scheuten– sprich ihre Eigenständigkeit bewahren wollen.

Trotzdem kam klar zum Ausdruck, dass in Sachen Gemeinsamkeit, Zusammengehörigkeit, Zukunft Spielgruppen etwas getan werden musste.

In dieser Zusammenkunft war auch Frau Anna Seger anwesend. Sie war viele Jahre als Kindergärtnerin tätig und wurde durch eine Adressenverwechslung auch zu diesem Treffen angeschrieben. Da ihr Interesse auch den Spielgruppen galt, folgte sie der Einladung zu diesem Treffen. Durch Annas Begeisterung und Motivation, etwas in dieser Sache zu bewegen, kam auch einiges in Gange.

Im Herbst desselben Jahres kontaktierte Silke Gerner-Bernard Anna Seger telefonisch, um sie für eine Mitarbeit anzufragen. Und schon fand im Dezember 2005 das erste Treffen statt und nach erfolgtem Informationsaustausch und Gespräch war klar, dass es zu aller erst eine Bedarfsabklärung benötigte.

Da es immer wieder Wechsel gab bei den Spielgruppenleiterinnen, mussten alle Adressen mühsam neu zusammen gesucht, korrigiert und angepasst werden. Die Bedarfsumfrage anhand eines detailierten Fragebogens wurde mit einem Brief an alle Leiterinnen versandt.
Zwei Drittel der Fragebogen kamen ausgefüllt zurück. Die Auswertung brachte ein erstaunlich positives Ergebnis. Es musste wirklich was getan werden!

In der Auswertung hatten sich einige für die Mitwirkung in der Projektarbeit interessiert. Diese Leiterinnen haben wir angeschrieben und zu der ersten Projektsitzung im November 2006 eingeladen. Herr Luda Frommelt vom Amt für soziale Dienste hatte sich bereit erklärt, an der Sitzung dabei zu sein, um über Rechtliches und Organisatorisches zu informieren und uns bei unserem Projekt zu unterstützen.

Aufgrund der Auswertung eines Brainstormings kam bereits am selben Abend zum Ausdruck, dass die Spielgruppen im Lande ein Fundament benötigen und sich zusammen tun mussten. Ein einstimmiges JA zur Gründung eines Vereins für die Spielgruppen wurde zum klaren Auftrag der Weiterarbeit an diesem Projekt. Anna Seger und Silke Gerner-Bernard stellten sich für die Begleitung und Moderation des Projektes weiterhin zur Verfügung. Die nächste Sitzung wurde auf den Januar 2007 angesetzt. In den folgenden Sitzungen wurde über Aktuelles diskutiert und kräftig ausgetauscht wie auch über die weitere Situation betreffend Vereinsgründung. Herr Karlheinz Konrad, Rechtsanwalt und Herr Edmund Freischer, Jurist, stellten sich für eine rechtliche Beratung zur Verfügung. Ihre Mitarbeit erleichterte unsere Arbeit zu einem grossen Teil.

Bis Ende des Jahres 2007 arbeiteten 12 engagierte Frauen an der Gründung eines Vereins. Auf den 24. Januar 2008 konnten wir alle SpielgruppenleiterInnen zur 1. Vereins- und Gründungsversammlung einladen. 22 Frauen nahmen an der Vereinsgründung teil. Durch den Abend führte Anna Seger. Alle Traktanden wurden einstimmig angenommen und der Vorstand sowie der Revisor gewählt: Frau Silke Gerner-Bernard von Eschen als Präsidentin, Frau Gertrud Foser von Schellenberg als Vize-Präsidentin, Frau Anneli Palmquist Seger aus Vaduz als Kassierin, Frau Marlies Susanna Frommelt aus Eschen als Beisitzerin, Frau Margit Hoop aus Eschen als Schriftführerin und Herr Adolf Seger aus Vaduz als Revisor. Das Sekretariat wurde durch Silke Gerner-Bernard geführt.

Seit dieser Gründung stehen einige wichtige Projekte an, welche bereits während der Phase der Vorbereitung zur Gründung z.T. durch Anna und Silke in die Wege geleitet wurden. Einige Gespräche fanden zwischen der Projektbegleitung und dem Amt für Chancengleichheit sowie dem Amt für soziale Dienste statt. Auch bei einer Stammtischrunde zum Thema „Integration ausländischer Familien“, ausgehend vom Amt für Chancengleichheit, nahmen Silke Gerner-Bernard und Anna Seger als Vertretungen der Spielgruppenleiterinnen teil.

Nun helfen einige fleissige Vereinsmitgliederinnen in den Projektteams mit am weiteren Aufbau des Vereins.

Von angenommen 50 tätigen Spielgruppenleiterinnen im Fürstentum Liechtenstein, dürfen wir bis jetzt zwischen 40 – 47 Frauen zu den Mitgliedern des Spielgruppenvereins Fürstentum Liechtenstein zählen.

Im Jahr 2010 konnte eine ausgezeichnete Broschüre mit den wichtigsten Inhalten durch das Projektteam, Anna Seger, Gertrud Foser, Anneli Palmquist-Seger und Margit Hoop, erstellt und produziert werden. Familien wie auch Fachpersonen profitieren von dieser Broschüre um sich ein erstes Bild über die Spielgruppen zu machen. Die Hauptbereiche, Leitbild Spielgruppe, Leitbild Spielgruppenverein FL (landesweiter Verband) sowie die Inhalte einer Raum- und einer Waldspielgruppe werden darin einfach und übersichtlich veranschaulicht.

Ein grosser Meilenstein stellt die Unterzeichnung des Leistungsvertrages zwischen dem Land Liechtenstein und dem SPGV-FL im Jahre 2012 dar. Vorgegebene Kriterien müssen zum Ende eines Vereinsjahres erfüllt und dokumentiert werden. Die ausführlichen Jahresberichte erzählen dazu einiges über die tatkräftigen Arbeiten. Der SPGV-FL wird mittlerweile in alle möglichen Gremien zum Thema Meinungsäusserung rund um die ausserhäusliche Kinderbetreuung, Schulische Bildung, Gemeindeverwaltungen, Schulen und Kindergärten, Frühkindliche Sprach- und Sozialförderung, Kinderlobby, Kinder- und Jugendbeirat, Elternvereinigungen, Integrationsstellen, Ausländer- und Passamt, Amt für Chancengleichheit und viele mehr mit einbezogen.

Gut 300 Kinder besuchen jährlich die Spielgruppe, dies macht 80 % der Kinder im Spielgruppenalter aus. Die restlichen Kinder besuchen entweder eine Kindertagesstätte oder sind in keinen der beiden Institutionen anzutreffen.

Ziel des Spielgruppenvereins ist es, die Qualität der Spielgruppen zu fördern, das Berufsbild der Spielgruppenleiterin positiv zu stärken und im Sinne der Gleichstellung gute Rahmenbedingungen für die Anstellungen in den Spielgruppen sowie für die Spielgruppenkinder zu schaffen. Alle Kinder sollen freiwillig die Möglichkeit haben, im Sinne der frühzeitigen sprachlichen und sozialen Förderung und Integration die Spielgruppen kostenlos bis zu 3 x wöchentlich im Raum oder Wald zu besuchen.